Where you come from, what's your name? - THAIFRAU GUIDE

Von Günther Ruffert, Thailand

Die meisten Besucher die nach Thailand kommen finden das was sie in den Reiseprospekten gesehen oder gelesen haben zunächst bestätigt. Sie sind begeistert von seinen farbigen Tempeln, den Folklore-Schaus mit Thai-Boxen, massigen Elefanten und zierlichen Tänzerinnen, den schwimmenden Märkten, den wunderschönen Stränden mit azurblauen Wasser, den Kostbarkeiten aus handgewebter Seide, den kulinarischen Köstlichkeiten, und nicht zuletzt den freundlich lächelnden Menschen. Sie lernen auch, daß die Thais stolz darauf sind, niemals wie die Nachbarländer kolonialisiert gewesen zu sein, und über Jahrhunderte ihre Freiheit bewahrt zu haben.

Zwar werden jedem der zum ersten Mal nach Thailand kommt, die ersten Tage in Bangkok vorkommen, wie die letzten Stunden auf der Titanic, sie sind oft das reine Chaos (die letzten Tage meist auch, nur daß jetzt am Flughafen Don Muang das Rettungsboot auf ihn wartet). Der Traum vom Venedig des Ostens ist auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel schnell verflogen. Autos und abermals Autos, die in langen Staus stehen und aus ihren Auspuffrohren Unmengen Abgase in die Luft jagen. Wer aber dann dem täglichen Verkehrschaos, der mit Autoabgasen geschwängerten Luft, und den betrügerischen Schleppern und Straßenhändlern entkommt, und in das glitzernde Nachtleben von Patpong, Nana Center oder Soi Cowboy eintaucht, der wähnt sich oft im Himmel, so viele halb- und ganz nackte Engel warten dort in den Bars auf ihn.

Und wenn er es dann schafft, nach ein paar Tagen oder besser Nächten in Bangkok nach Pattaya oder Phuket weiter zu fahren, dann findet er dort außer Meer und Sonne, dessentwegen er vor allem nach Thailand geflogen ist, noch mehr Engel die überall in den Bier- und Go-Go-Bars auf ihn warten, und versuchen mit "hallo handsome man, where you come from", ihm das Gefühl zu geben, daß er genau der Mann ist, auf den sie ihr Leben lang gewartet haben. Wenn er aber etwas länger im Land sind, und seine Augen aufmachen, dann wird er bald sehen, daß vieles was sie an diesem exotischen Land so fasziniert hat, nur noch für die Touristen aufgeputzte Fassade ist. Er sieht nicht nur die wunderschönen Tänzerinnen, die die Touristen mit ihren graziösen Bewegungen begeistert haben, sondern auch deren Schwestern, die zu Tausenden vor den Bars und in den Massagesalons sich völlig ungeniert den Farangs anbieten. Er sieht nicht nur die sonnigen, palmengesäumten Strände, sondern auch den Dreck der diese Strände verunreinigt, die Abwässer die aus den Hotels und Restaurants ungeklärt ins Meer fließen, weil entweder keine Kläranlagen, oder kein Geld für deren Betrieb da ist. Und schließlich sieht er nicht nur die lächelnden Menschen, sondern er lernt auch die durch keine moralische Bedenken gehemmte Geldgier kennen, mit der sie die Touristen abzocken.

Das Thailand das Land des Lächelns ist, wird in jedem Reiseführer breitgetreten. Dieses Lächeln ist aber auf dem Rückzug. Man fahre in Bangkok einmal gegen 18 Uhr abends mit dem überfüllten Vorortzug aus der Stadt, und versuche einen Menschen zu finden der lächelt. Er wird dort nicht mehr lächelnde Menschen sehn wie in der S-Bahn einer deutschen Großstadt. Das berühmte thailändische Lächeln ist genau so auf dem Rückzug, wie die Zahl der noch freilebenden Elefanten. Bald wird es wohl nur noch beim Personal von 5 Sterne Hotels zu sehen sein..

All dies trübt das Bild vom exotischen Traumland schnell ein, besonders dann, wenn man immer wieder hört, daß all diese negativen Aspekte mehr oder weniger eine Folge des Massentourismus sind. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. All diese Widrigkeiten, die das Image des Landes trüben, und die drohen die kulturelle Basis des Landes zu Grunde zu richten, wären nicht möglich, ohne die korrupte Zustimmung der offiziellen Stellen, die zwar lauthals verkünden, gegen alle diese übel ankämpfen zu wollen, sich aber durch Duldung, wenn nicht Förderung der skandalösen Zustände die Taschen füllen.

Wenn man als Mann in Deutschland jemanden erzählt, daß man in Urlaub nach Thailand fährt, kommt ein wissendes Grinsen in sein Gesicht, das etwa ausdruckt "du bist also auch so ein Sextourist und Mädchenschänder ". Woher kommt dieser Ruf Thailands ? Natürlich ist es eine Tatsache, daß an den Bars von Pattaya Hunderte wenn nicht Tausende junger Mädchen den männlichen Touristen ihre Dienste anbieten. Aber tun das die Damen des Gewerbes in St. Pauli, oder der Frankfurter Bahnhofsstraße nicht auch, ohne das jemand auf die Idee käme, daß ich nach Hamburg oder Frankfurt reise, um mich dort ungehemmt sexuellen Vergnügungen hin zu geben ?

Es ist sicher wahr, daß viele Touristen nur wegen der Mädchen nach Thailand kommen, aber es ist auch eine Tatsache, daß mancher Tourist einen Urlaub in Thailand scheut, weil er von seinen Bekannten dann als "auch so einer" abgestempelt wird. Andere Länder wie z.B. die Philippinen bieten aber die gleichen sexuellen Vergnügungen zu Discountpreisen für den alleinreisenden Mann. Warum kommen dann viel mehr Menschen nach Thailand als wie in andere asiatische Länder ? Thailand ist heute das meistbesuchte Land Asiens, weil es eben viel mehr zu bieten hat, als billigen Sex. Wer an exotischer Natur, aber auch an fremder Kultur und Geschichte interessiert ist, der findet hier mehr zu sehen, als er in ein paar Urlaubswochen verkraften kann.

.Woher kommt nun dieser Ruf Thailands als Sexparadies oder Sündenbabel ? Sicherlich nicht zum geringen Teil aus dem was in Reportagen von RTL 2 und einigen deutschen Illustrierten gezeigt wird. Diese Reportagen über den Sextourismus in Thailand laufen alle nach dem gleichen Schema ab:
Da sind zum einen die bösen Sextouristen, die nur nach Thailand gekommen sind um ihre fleischlichen Gelüste billig auszutoben. Sie entsprechen alle den gängigen Klischee des Sextouristen, d.h. sie sind alt, fett und häßlich, tragen Hawai-Hemden, Bermuda-Shorts, und Badelatschen. Und dann sind da die armen, ausgebeuteten, einheimischen Mädchen, sie sind allesamt jung, hübsch, unschuldig, und stammen aus armen Familien. Und wenn man dann sieht, wie der fettbäuchige, dreckig grinsende Farang vor der Bar hockt, neben sich das kleine unschuldige und traurig dreinblickende Mädchen, die nun darauf warten muss, daß er sie mit in sein Hotel schleppt und dort seine schmutzigen Gelüste an ihr befriedigt, dann werden die Klischeevorstellungen wieder einmal bestätigt, daß die Sextouristen die Moral dieses doch noch so natürlichen Landes zu Grunde richten.

Aber zeichnen diese Reportagen das wahre Gesicht Thailands ? Wohl kaum, sie geben mit mehr oder weniger pornographischen Anreicherungen ein falsches Bild des Landes, indem sie Dinge aufzeigen, oder besser aufblähen, die wenn man ehrlich ist, heute ein Teil des als natürlich akzeptierten Lebens in allen Ländern der Welt, selbst in ständig ihre christliche Grundlage betonenden Länder wie die U.S.A. sind. Prostitution in Thailand ist keine Erfindung der Tourismusindustrie, Bordelle waren in Thailand seit jeher eine in jedem Büffelkaff akzeptierte Unterhaltungsform.

Bevor man die Dinge in Thailand mit unseren westlichen moralischen Maßstäben be- oder gar verurteilt, sollte man sich aber über die Ursachen und Hintergrunde der heutigen Verhältnisse informieren. Thailand ist immer noch ein Entwicklungsland. Die rasante Entwicklung in den letzten 10 Jahren stand auf tönernen Fußen, wie der Zusammenbruch der gesamten Geldwirtschaft 1977 gezeigt hat. überhaupt haben von dem vielen ausländischen Kapital, das in diesen Jahren nach Thailand geflossen ist nur ganz wenige profitiert. Der Geldstrom wurde von einer aus Bankern und Politikern bestehenden Clique in Bangkok aufgesogen, und ging an der Masse des Volkes völlig vorbei. Als beim Ausbruch der Asienkrise der Weltwährungsfond das Land mit einigen Milliarden Dollar vor dem Staatsbankerott retten mußte, wurde das Geld von der Regierung zur Konsolidierung der bis über beide Ohren verschuldeten Banken und Finanzinstitutionen verbaten, so daß zur Linderung der durch Arbeitslosigkeit und Verfall der Preise für Landwirtschaftsprodukte eintretenden Not der Bevölkerung nichts mehr übrig blieb. Als Folge der Wirtschaftskrise, bei der viele Menschen ihren Job verloren, ist natürlich das Angebot an jungen Frauen, die sich in den Touristenzentren den Farang-Touristen anbieten erheblich angestiegen. Manches Mädchen aus dem kargen Norden Thailands, aus dem Isaan, die bisher ihren Lebensunterhalt mit dem ambulanten Verkauf von Somtam, dem Nationalgericht des Isaan auf den Straßen Bangkoks verdient hat, verkauft heute mehr als Somtam.

Der Farang, der hierher gekommen ist um auf Mädchenjagd zu gehen, wird bald Erfolg haben und sich so ein Wesen mit Mandelaugen und zarter dunkler Haut einfangen. Reicht es ihm aus, gegen entsprechende Gebühr seine männlichen Bedürfnisse zu befriedigen, dann wird er sich nach getaner Arbeit von ihr verabschieden, und er kann am nächsten Abend erneut auf Jagd gehen. Spricht das Mädchen aber auch andere Gefühle als die in seinem Unterleib bei ihm an, möchte er also länger mit ihr zusammen sein, dann hat in der Regel nicht er das Mädchen, sondern das Mädchen ihn eingefangen.

Die Sache läuft dann fast immer nach dem gleichen Schema ab. Der Farang hat im Herzen die in den Prospekten der Reisebüros und in den Südseeromanen und -filmen verbreiteten Klischees von Hula tanzenden Blumenmädchen und freier Liebe an palmengesäumten Stränden. Er kommt nun im Urlaub nach Pattaya und verliebt sich in ein mandeläugiges Thai-Mädchen, die nicht nur im Aussehen, sondern auch mit ihrer zärtlichen und anschmiegsamen Art genau seinen mitgebrachten Klischeevorstellungen entspricht. Jeder der zum ersten mal ein Mädchen aus der Bar mitnimmt, wird in der Regel feststellen daß eine Thai-Frau, selbst wenn sie im einschlägigen Gewerbe tätig ist, meist mit viel natürlichem Charme ausgestattet, freundlicher und fröhlicher mit ihren Kunden umgeht, als ihre deutschen Kolleginnen. Sie bringt eine angeborene Neigung mit, dem Mann zu gefallen und harmonisch mit ihm zusammenzuleben. Zu Ihren "Dienstleistungen" gehört weit mehr als der reine Sex. Denn sie ist, wie es die Thai-Frau kulturellen und Erziehungsgründen gewohnt ist, für sein gesamtes Wohlbefinden zuständig. Dazu gehört das Kühlen der Stirn bei großer Hitze genauso wie eine Massage oder nur das Nachfüllen des Bierglases. Ihre kindlich naive Fraulichkeit und ihr traditioneller Familiensinn dürfte bei vielen Männern zweifellos den Wunsch erwecken, das Zusammentreffen mit einem solchen Traumgeschöpf niemals enden zu lassen. Intelligente Männer sollten aber in Momenten, in denen sich der angeborene Verstand zurückmeldet, sich selbst die Frage stellen, ob wirklich mit diesem Mädchen eine gemeinsamen Zukunft möglich ist. Eine alte Erfahrungsweisheit sagt, daß es in Pattaya leicht ist ein Mädchen aus der Bar rauszuholen, aber sehr schwer, die Bar aus dem Mädchen rauszubekommen.

Was dem verliebten Farang dabei meist nicht in den Sinn kommt, ist daß der kulturelle Unterschied zwischen ihm und seiner Freundin gewaltig ist. Auch die Motive mit denen die beiden ihre Beziehungen eingehen, sind genau so unterschiedlich wie die Kulturen. Der Mann will Liebe, das Mädchen will Geld. Das Mädchen spricht, wenn überhaupt, nur ein paar Brocken Englisch, der Mann spricht nicht Thai, und so ist es schwer, wenn gar nicht unmöglich, dem Anderen klar zu machen, was die eigenen Gefühle sind, und was man wirklich von dem Anderen erwartet. Man beschränkt sich also auf das, was auch ohne besondere Sprachkenntnisse zu vermitteln ist. Der Mann wünscht nicht nur Vergnügen im Bett, sondern wahre Zuneigung, das Mädchen wünscht möglichst viel Geld von dem für ihre Begriffe reichen Farang. Der Mann überträgt die Erfahrungen in seinem Heimatland auf Thai-Verhältnisse und engagiert sich nicht nur mit seinen Gefühlen, sondern auch finanziell bis über beide Ohren. Ratschläge erfahrener Farangs, die ihn warnen, daß er vielleicht nur so lange geliebt wird, bis das Haus steht, das Auto, das Motorrad und der Fernseher usw. bezahlt sind, akzeptiert er nicht, denn er hat ein Juwel entdeckt, die ihn wirklich liebt. Wenn er sich aber der Illusion hingibt, wegen seiner männlichen Ausstrahlung geliebt zu werden, wird spätestens dann eines besseren belehrt, wenn das Geld alle ist.

Wie man dieses Problem nun sieht oder sehen will, hängt natürlich von der Mentalität und den persönlichen Erfahrungen des Einzelnen ab. Es gibt aber eine ganze Reihe von Fakten, das Leben in Thailand und das Fühlen und Denken der Mädchen an der Bar betreffend, über die sich der Farang klar sein sollte, der sich in ein Mädchen in Phuket oder Pattaya verliebt.
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Um die Motive seiner Freundin und ihr Verhalten ihm gegenüber zumindest einigermaßen zu verstehen, muß er sich darüber klar sein, in welchem sozialen und kulturellen Umfeld das Mädchen aufgewachsen ist. Das Mädchen ist in einem kleinen Dorf groß geworden. Sie ist zwar 6 Jahre in die Dorfschule gegangen, aber oft barfuß, weil kein Geld für Schuhe da war, und gelernt hat sie in einer Klasse mit 50 Kindern auch nicht viel. Dank des miserablen thailändischen Bildungssystems sind ihre Kenntnisse über die Welt außerhalb ihres Dorfes minimal. Zu Hause hat sie zwar nicht gerade Hunger leiden müssen. Reis pflanzt man selber an, und ein paar Fische aus den Tümpeln und Flüssen, wie auch Feldratten - das einzig jagdbare Wild - sorgten für die nötigen Beilagen, aber Bargeld war immer äußerste Mangelware. Um doch auf dem Land ein bißchen Bargeld zu verdienen, muß sie sich vielleicht den ganzen Tag für 100 Baht bei glühender Hitze auf einer Zuckerrohrplantage abquälen, oder wenn sie Glück hat für auch nicht mehr Geld in der nächsten Stadt in einer Fabrik arbeiten.

Nun trifft sie plötzlich eines Tages eine Freundin, die in Phuket arbeitet und für ein paar Tage zur Mönchsweihe ihres Bruders nach Hause gekommen ist. Die zeigt ihr nun stolz ihre Goldketten und schönen Kleider vor, und erzählt ihr wie leicht es ist ohne schwer zu arbeiten in Pukhet ein Vielfaches dessen zu verdienen wofür sie hier den ganzen Tag hart schuften muß. Die Familie ist auch sehr damit einverstanden, daß sie sich nun entschließt mit ihrer Freundin nach Phuket zu gehen und dort viel Geld zu verdienen, denn davon wird sie wie üblich einen Teil nach Hause schicken und so zum Unterhalt der Familie beitragen. Der Umstand daß das liebe Kind nun um das schöne Geld zu verdienen für jeden x-beliebigen Farang die Beine breit machen muß, ist der Familie zwar klar, wird aber einfach verdrängt. Für die Familie ist an der Prostitution solange nichts schlecht, solange sie Geld und damit finanzielle Kompensation für einen eventuellen Gesichtsverlust bringt. Hier kommt der für Thais typische Pragmatismus voll zum Zuge, wenn abgewägt werden muß, zwischen allgemein akzeptierten Moralvorstellungen, und der Verpflichtung für den Lebensunterhalt der Kinder und der alten Eltern zu sorgen, die ja durch keinerlei Sozialversicherung abgesichert sind. Nach der Auffassung der Eltern und natürlich auch des Mädchens werden die Sünden die es auch nach buddhistischer Lehre bei ihrer Tätigkeit begeht, mehr als aufgewogen durch das Gute was sie ihrer Familie tut. Wir sehen kein Problem darin, für uns ist es selbstverständlich, daß wir für Geld unser Hirn und unsere Hände vermieten. Genau so wenig finden die Mädchen dabei, auch einen anderen Teil ihres Körpers gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen. Ein Mädchen, das durch Verkauf des eigenen Körpers für ihre Eltern und Familie sorgt, ist ein "gutes Mädchen", wohingegen ein Mädchen, das sich von dem Nachbarsjungen in der Scheune aufs Kreuz legen läßt, ein "schlechtes Mädchen" ist.

Nun kommt diese von der europäischen Kultur noch völlig unbefleckte Kind an eine Bar und sieht dort wie die Farangs für einen Drink soviel ausgeben, wie sie bisher mit harter Arbeit den ganzen Tag verdient hat. Sie hat also sofort den Eindruck, daß die Farangs nur so vor Geld stinken. Sie ist zwar noch schüchtern aber wenn sie zuviel Probleme hat ihre natürliche Schüchternheit zu überwinden und mit ihrem ersten Farang ins Hotel mitzugehen, helfen die anderen Mädchen an der Bar und die Mamasan mit massiven Zureden nach. Ist diese Schwelle aber erst einmal überwunden, dann hat sie zumindest keine moralischen Bedenken mehr ihren Körper zu verkaufen, oder zutreffender gesagt zu vermieten.

Die anderen Mädchen die vielleicht schon jahrelang in dem Gewerbe arbeiten, bringen ihr nun nicht nur die paar Brocken Englisch bei die sie für das Geschäft braucht ( what is your name, where you come from usw.), sondern auch daß sie aus dem Farang viel Geld rausholen kann, und wie sie das am geschicktesten anstellt. Sie lernt sehr schnell, und je länger sie in diesem Geschäft drin ist, desto besser gelingt es ihr den Farang abzuzapfen, denn dazu ist sie ja schließlich hier her gekommen.

Der Farang, der sich in eine Barlady verguckt hat muß sich aber vor allem darüber sein, daß die gegenseitigen Gefühle und Motive auf zwei völlig verschiedenen Ebenen liegen. Er hat sich in das Mädchen schlicht verliebt, genießt das Zusammensein mit ihr und natürlich besonders das Zusammenschlafen. Für sie hingegen ist die ganze Beziehung vor allem Arbeit. Sie ist natürlich lieber mit einem netten Kerl, der sie verwöhnt und wie ein rohes Ei behandelt zusammen, als mit einem Rüpel, für den sie nur ein Sexualgegenstand ist. Sie wird aber nie ihr Ziel Geld zu verdienen aus den Augen verlieren, bei allem sonstigen Angenehmen was ihr der Farang zu bieten hat. Wer sich allerdings der Illusion hingibt, wegen seiner männlichen Ausstrahlung geliebt zu werden, wird spätestens dann eines besseren belehrt, wenn das Geld alle ist.

Es ist zwar in den meisten Fällen so, daß die Mädchen der Not gehorchend ihr Heimatdorf verlassen, und nach Pattaya oder Phuket an die Bar gehen. In sehr vielen Fällen, wird sie aber - wenn sie erst einmal den "Duft der weiten Welt" geschnuppert hat - lieber ihr Leben als Barmädchen weiter führen, als auf ihrem Dorf rumzuhocken. Es ist dann nicht etwa das Vergnügen mit Farangs zu schlafen, oder die pure Geldgier, sondern vor allem das schöne und angenehme Leben das sie lockt. Sie braucht jetzt nicht mehr in der Sonnenglut auf dem Feld zu arbeiten, oder in den Monaten wo keine Arbeit ansteht nur rumzuliegen, und sich zu Tode zu langweilen. Sondern hier hat sie jetzt jeden Tag Unterhaltung, trägt schöne Kleider, bekommt Goldketten geschenkt, kann jede Nacht in die Disco gehen und statt hart zu arbeiten, kann sie den ganzen Abend an der Bar hockend Musik hören und mit ihren Freundinnen klönen.

Wenn dann der Farang nach einigen Monaten oder auch nach einem Jahr wieder in Urlaub nach Phuket kommt, wird sie selbstverständlich wieder mit Freuden für ihn da sein, sofern er sich vorher angemeldet hat und sie nicht gerade in festen Händen ist. Nun geht das alte Spiel wieder von neuem los, diesmal aber beim zweiten Kapitel. Der Farang der sich monatelang nach seinem Schatz gesehnt hat, und nun wieder mit offenen Armen empfangen wird, will nun eine festere Bindung eingehen und läßt sich deshalb überreden mit ihr für ein paar Tage mit in ihr Dorf zu fahren, oder zu fliegen.

Im Dorf angekommen wird er von der gesamten Familie und den Nachbarn (das ist in der Regel auch alles Familie) herzlich aufgenommen. Nun hat es die Tochter nicht nur geschafft in Phuket Geld zu verdienen, sondern es ist ihr sogar gelungen einen leibhaftigen Goldesel mit in ihr Dorf zu schleppen. Dabei wird in der Regel vorausgesetzt, daß der Farang, der die Strapazen der weiten Reise und des Aufenthalts in einer Thai-Hütte auf sich genommen hat, auch beabsichtigt in Zukunft mit der Tochter zusammenzubleiben oder sie gar zu heiraten. Das wiederum bedeutet nach Thai-Selbstverständnis, daß er den Eltern eine beträchtliche Geldsumme zukommen läßt. Der Farang muß wissen, daß es heute in Thailand immer noch Brauch ist, die Braut den Eltern abzukaufen, denn schließlich haben sie sich ja viele Jahre Mühe gegeben das Kind groß zu ziehen. Eventuell wird er auch einen Motorpflug kaufen oder eine fällige Hypothek bei der Bank ablösen. Auch der Bau eines Hauses für die Tochter wird in der Regel diskutiert, evt. wird sogar ein Grundstück besichtigt und für diesen Zweck gekauft.

Wie lange es der Farang unter den wohnungsmäßigen und hygienischen Verhältnissen eines Thai-Dorfes aushält, hängt von seiner Konstitution ab. Eine Woche dürfte - von Ausnahmen einmal abgesehen - die Schmerzgrenze sein. Dies unter anderem auch deswegen, weil der Farang sich zu Tode langweilt, denn er kann zwar jeden Tag mit der Familie und den Nachbarn saufen, aber sich mit niemanden außer seiner Freundin unterhalten, da kein Mensch englisch spricht. Aber auch das Mädchen ist froh wenn es nach ein paar Tagen wieder nach Pattaya oder Phuket zurückgeht, denn das Dorfleben ist auf die Dauer auch nicht mehr ihr Geschmack, vor allem dann, wenn sie anstatt mit ihren Freundinnen zu klönen den ganzen Tag den Farang mit sich rumschleppen und ihm alles erklären muß.

In vielen Fällen läßt der verliebte Farang das liebe Kind nicht alleine zurück, sondern nimmt sie mit nach Deutschland oder um dort mit ihr zu leben bzw. zu heiraten. Anzuraten ist zunächst immer nur ein Besuch, damit die Zukünftige feststellen kann ob sie sich im der Heimat ihres Bräutigams überhaupt wohlfühlt und dort leben kann. Ist dies der Fall und kommt es wirklich zu einer Ehe, dann muß sich der Farang vor allem darüber klar sein, daß wer eine Thai-Frau heiratet, zwangsläufig die ganze Familie mitheiratet. Damit sind nicht nur etwa vorhandene Kinder, sondern auch Vater und Mutter, sowie jüngere und ältere Brüder gemeint, die Schwestern sorgen meist für sich selber. Seine Ehefrau wird sich verpflichtet fühlen ihrer Familie in Thailand regelmäßig Geld zukommen zu lassen. Wohl der häufigste Grund für Probleme in thai-deutschen Ehen ist, daß der Ehemann dafür kein Verständnis hat. Er hat, als er die Eltern besuchte und ihre Erlaubnis einholte ihre Tochter zu heiraten, eine beträchtliche Geldsumme abgedrückt, und sieht nun nicht ein, daß er auch weiterhin der Zahlmeister der Familie sein soll. Eine plötzliche Ernüchterung könnte es eventuell geben, wenn die Frau, die ihrem vermeintlich reichen Ehemann in dieses ferne, kalte Land gefolgt ist, plötzlich feststellen muss, daß ihr Leben, daß sie in Deutschland mit diesem Mann teilen muß, auf relativer Basis genau so dürftig ist, wie ihr bisheriges eigene Leben. Die Frau kommt in der Regel nicht in ein Wohlstandsparadies, und in ein gemachtes und bequemes Nest, in dem sie ihr thailändisches Leben auf hohem Niveau in einer ansonsten fremden Umgebung einfach weiterleben kann

Manche Frauen, vor allem einfachere Naturen haben es da nicht leicht. Sie sehnen sich zurück nach ihrem bisherigen Leben ohne Hast, nach dem heimischen gewohnten Klima, der Familie, und dem unbeschwerten Schwätzchen mit ihren Freundinnen. Sie wird versuchen sich mit anderen Thai-Mädchen zu treffen, insbesondere wenn sie den ganzen Tag allein in der Wohnung hockt, weil der Ehemann auf Arbeit ist. Manche Männer haben allerdings erfahren müssen, daß es sich bei der fröhlichen kleinen Thai-Gemeinde, in deren Gesellschaft sich seine Frau so wohlfühlt, um eine Zockergesellschaft handelt, deren Haupttätigkeit darin besteht, die mühsam erarbeiteten Einkünfte ihrer Ehemänner zu verspielen.

Häufige Probleme ergeben sich auch durch den ausgeprägte Familiensinn der Thai-Frauen. Die an sich positive Eigenschaft, ihre arme Familie in Thailand zu unterstützen, kann durchaus in Ordnung sein, solange es sich um regelmäßige überweisungen eines Betrages handelt, der zwar für Thai-Verhältnisse eine spürbare Hilfe bedeutet, aber nicht ausreicht um die ganze Familie auf der faulen Haut liegen zu lassen, weil die Bruder seit der Hochzeit ihrer Schwester in Deutschland mangels standesgemäßer Arbeitsmöglichkeit nicht mehr für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Dieser Familiensinn seiner Thai-Frau kann sich aber ohne überwachung und Steuerung durch den deutschen Ehemann verhängnisvoll auswirken. Die Familien in Thailand sind meist nicht zimperlich mit ihren Wünschen und Forderungen an die Tochter im vermeintlichen Wohlstandsparadies und ungemein einfallsreich im Erfinden immer neuer Gründe für eine außerplanmäßige überweisung. Spätestens nach dem dritten schweren Motorradunfall des Bruders oder der erneuten Bestattung der Großmutter, welche schon vor 4 Jahren einmal gestorben ist, sollte auch beim tolerantesten Ehemann die rote Warnlampe aufleuchten, und die Notbremse gezogen werden.


© 2000, Günther Ruffert

Dieser Beitrag erschien im Original bei www.Thaifrau.org