Geschichten von Neppern, Schleppern und Bauernfänger
Ein Artikel von Wolfgang Payer
In Thailand mit dem Taxi zu fahren ist im Gegensatz zu Deutschland eine äußert preiswerte Angelegenheit. Die knapp 160 km von Bangkok nach Pattaya kann man (wenn man gut verhandelt und das Taxameter ausgestellt lässt) noch immer für 700 Baht (z. Zt. ca. 14 Euro) fahren. Dafür kommt man bei uns gerade mal um 3 Ecken. Autobahngebühren gehen in Thailand meist Extra, es sei denn, das etwas anderes vereinbart wurde. Mit eingeschaltetem Taxameter käme die Fahrt auch ohne der Highway-Maut auf ca. 1.200 Baht - je nach Abfahrtsort in Bangkok.
Wer Thailand noch aus den Zeiten kennt als Bangkoks Taxis noch keine Taxameter hatten, wird wissen, was es heißt um den Preis zu feilschen. Als Ausländer war es immer eine lästige und zeitraubende Prozedur, ein Taxi zu finden, welches bereit war, zu einem vernünftigen Preis von A nach B zu fahren.
Das ist seit einigen Jahren zum Glück nicht mehr der Fall. Wenn man innerhalb Bangkoks irgendwo hin will,
winkt man einfach ein Taxi heran, steigt ein, sagt dem Fahrer sein Fahrziel, lässt das Taxameter
einschalten
und schon geht’s los.
Denkste!! So einfach ist es manchmal nun wirklich nicht.
Vorweg sei erstmal zur Ehre der thailändischen Taxifahrer gesagt, dass die meisten sicherlich ordentlich ihren Job machen und genau das tun was sie auch tun sollen, nämlich den Fahrgast auf dem kürzesten bzw. schnellsten Weg zu seinem Ziel zu bringen. Und das ist auch gut so!
Aber nun gibt es die rühmlichen Ausnahmen, die einen manchmal an den Rand der Verzweiflung bringen können
bzw. die Urlaubskasse erheblich belasten (eigentlich sollte man entlasten sagen).
Nach meinen eigenen Erfahrungen, habe ich diese berühmt berüchtigten schwarzen Schafe in verschiedene
Typen
eingeordnet.
Typ 1, Der Schlaumeier:
Ich nenne ihm mein Fahrziel und er fragt mich welche Strecke ich fahren möchte. So testet er mich, wie
gut
ich mich auskenne. Kann ich ihm nicht wenigstens einigermaßen die bevorzugte Fahrstrecke benennen, weiß
er,
dass ich ein potentielles Opfer bin und er mich kreuz und quer fahren kann wie er will. Und selbst wenn
ich
mich gut auskenne, zieht er seinen zweiten Trumpf aus dem ärmel. Ich benenne ihm nämlich die von mir
bevorzugte Fahrtroute und er antwortet, dass er eben in dieser Gegend war und genau auf diesem Weg
gerade
ein Riesenstau ist. Er empfiehlt deshalb eine gute Umgehung. Ich glaube ihm! Schließlich kann ich ihm
nicht
das Gegenteil beweisen und ich will es auch nicht drauf ankommen lassen gleich im fetten Stau zu stehen!
Nach 2 Stunden (!!!) hat er mich schon über 50 Kilometer kreuz und quer durch die Stadt gefahren, aber
da wo
ich hin will bin ich noch lange nicht. Normalerweise brauche ich für die 30 Kilometer lange Strecke
zwischen
30 und 60 Minuten - je nach Verkehrsaufkommen. Im ungünstigsten Fall kostet die Fahrt 200 Baht, meist
jedoch
weniger.
Mir wird es zu bunt. Ich frage meinen Fahrer wo er gedenke mich hinzuchauffieren. Er zuckt mit den
Schultern
und schüttelt den Kopf! Hat er wohl während der langen Fahrt vergessen. Ich fass es nicht. Ich will
sichergehen und frage ihn ein weiteres Mal, wo er mich denn nun hinfährt. Erneut bestätigt er mir, dass
er
dies nicht mehr genau wisse, weil ja schon soviel Zeit vergangen wäre, seit ich in seinen Wagen stieg.
Ich
stoße auf ein typisch thailändisches Problem. Aus Gründen des Gesichtsverlustes fragt er mich nicht
erneut
nach meinem Ziel, sondern fährt mich lieber solange durch die Gegend, bis ich entweder durch Zufall an
meinem Ziel ankomme oder - was wahrscheinlicher ist- bis ich rebelliere. Es ist aber anzunehmen, dass er
absichtlich mein Fahrziel vergessen hat, um mich etwas durch die Stadt fahren zu können. Nun ja, das
Taxameter zeigt inzwischen 350 Baht an. Mir reicht’s, ich will aussteigen! Da ich mich nicht gern
betrügen lasse, zücke ich 200 Baht, drücke sie ihm in die Hand und steige aus. Er mault zwar,
interessiert
mich aber nicht. Ich lächle ihn an und frage ihn ob es ihm lieber ist sich bei der Polizei für seine
Umwege
zu rechtfertigen. Er zieht es aber vor Gas zu geben und zu verschwinden!
Glücklicherweise stehe ich an einer Sky-Train Station (BTS) und beschließe, die restliche Strecke in den
hypermodernen, klimatisierten Zügen und in kürzester Zeit für nur 40 Baht zurückzulegen.
Anmerkung: Wer noch nie den Sky-Train benutzt hat, dem kann ich nur empfehlen es unbedingt mal
auszuprobieren. Im Stadtzentrum ist es momentan noch die beste Möglichkeit sich fortzubewegen. Seit
kurzem
verkehrt auch eine U-Bahn (Subway), das Verbindungsnetz ist aber noch dürftig ausgebaut.
Typ 2, Der Sture:
Ich steige ein und sage dem Fahrer wo ich hin möchte. Er dreht sich zu mir um, sieht mich an und fragt
mich,
was ich zu zahlen bereit wäre. Ich verweise auf das Taxameter. Er lehnt ab mit der Begründung, dass der
offizielle Fahrpreis nicht zeitgemäß wäre und er deshalb die Uhr nicht einschalten wolle. Okay, also
nenne
ich eben den üblichen Preis, den ich zu zahlen bereit bin. Er jedoch hält die doppelte Summe für
angemessen.
Kurzum steige ich aus und suche mir ein anderes Taxi.
Typ 3, Der COOLE:
Er fährt anfangs auf der regulären Strecke und als ich während der langen Fahrt dummerweise ein
Nickerchen
mache, dreht er mit mir vermutlich eine Extrarunde, also eine Stadtrundfahrt von der ich jedoch nichts
mitbekomme. Am Ziel angekommen weckt er mich. Beim Blick auf den Fahrpreis und der angezeigten Kilometer
wird mir klar, dass er mich herumkutschiert hat.
Selber Schuld. Jegliche Diskussion wäre zwecklos, also zahle ich eben mein Lehrgeld.
Typ 4, Der Anfänger:
Nach einigen Minuten Fahrt gibt er mir zu verstehen, dass er neu in Bangkok ist und sich nicht gut
auskennt.
Er bittet mich, ihm den Weg zu beschreiben den er fahren soll. Jetzt habe ich den Schwarzen Peter bei
mir.
Eventuelle Umwege, Staus etc. habe ich dann selbst zu verantworten, denn schließlich sage ich ihm ja wie
er
fahren soll. Zum Glück kenne ich mich einigermaßen in Bangkok aus und erreiche auf dem schnellsten Weg
mein
Ziel. Wem Bangkok weniger gut vertraut ist tut gut daran schnellstmöglich das Taxi zu wechseln und sich
einen ortskundigen Fahrer suchen.
Typ 5, Der freundliche Abzocker:
Während der Fahrt scheint er sich so nett mit mir zu unterhalten, dass er es "zufällig"
versäumt
auf den Weg zu achten, bzw. den schnellsten oder kürzesten Weg zu wählen. Er interessiert sich sehr für
alles Neue aus fremden Ländern, fragt nach allem möglichem was es über Deutschland zu erzählen gibt und
aus
lauter Schusseligkeit verlässt er -angeblich versehentlich- mehrmals die übliche Fahrstrecke. Ich weise
ihn
freundlich darauf hin und er entschuldigt sich jedes Mal sehr höflich. über Umwege kehrt er immer wieder
auf
die reguläre Route zurück. Beim bezahlen erwartet er zwar die komplette Summe die das Taxameter anzeigt,
akzeptiert es aber trotzdem lächelnd, als ich einen geringfügigen Abzug wegen diverser Umwege vornehme.
Typ 6, Der Taubstumme:
Ich sage ihm wohin ich will und er nickt mir zustimmend aber wortlos zu. Nicht nur dass er stumm zu sein
scheint, beginnt sich sein Gesundheitszustand weiter dramatisch zu verschlechtern. So wie es aussieht,
ist
er von einer Sekunde zur anderen jetzt auch noch taub und zusätzlich vergesslich geworden. Er fährt
nämlich
los und "vergisst" dabei das Taxameter einzuschalten. Ich spreche ihn darauf an. Er reagiert
nicht, spricht auch kein Wort. Ich werde etwas lauter um sicher zu gehen, dass er mich auch hört. Er
blickt
in den Rückspiegel, macht aber nicht die geringsten Anstalten auf den Knopf zu drücken. Etwas
energischer
zeige ich noch einmal auf das Taxameter und ermahne ihn die Uhr anzuschalten. Er ignoriert mich erneut.
Ich
ziehe also meine Konsequenzen und beim nächsten Ampelstopp öffne ich die Tür und steige einfach aus.
Selbst
jetzt lässt er sich zu keiner Regung hinreißen und fährt kommentarlos weiter, als wäre gar nichts
passiert.
Gut so! Spätestens am Ziel der Fahrt hätte er nämlich sein Gehör und seine Sprache wieder gefunden, wenn
es
um die endlose und lautstarke Diskussion um den Fahrpreis gegangen wäre.
Typ 7, Der Familienversorger:
Diese Masche war mir bislang unbekannt. Habe erst kürzlich während einer Stadtfahrt Bekanntschaft mit
dieser
Art Taxifahrer gemacht.
Während der ganzen Fahrt unterhält sich der Fahrer sehr angeregt und sehr freundlich mit mir. Er erzählt
sehr viel Privates von sich und seiner Familie, dass ich schon fast das Gefühl bekomme ein Teil seiner
Familie zu sein. Und neugierig wie Thais nun mal sind, fragt er mich auch über meine eigenen
Familienverhältnisse aus. Na ja, oberflächlich gebe ich Auskunft. Dann schwenkt er langsam über auf die
allgemein wirtschaftlichen Probleme, die ihn und seine Familie zurzeit treffen. Er betont, dass er zum
Glück
meist sehr gute und verständnisvolle Fahrgäste hat, die auch nicht zu knauserig mit dem Trinkgeld sind.
Er
ergänzt, dass er es diesen gutmütigen, großherzigen Fahrgästen zu verdanken hat, dass seine Kinder
überhaupt
die Schule besuchen können und jeden Tag was Anständiges zum Essen haben.
Ich ahne worauf er hinaus will. Im nächsten Satz geht er nun in die Offensive. Er sagt, dass ihm diese
liebevollen, freundlichen, großherzigen, verständnisvollen Fahrgäste selten weniger als 100 Baht,
mindestens
aber 50 Baht Trinkgeld gäben, - und während er das sagt lächelt er - während die selbst reichen aber
stets
geizigen und selbstsüchtigen Farangs, ihn mit lächerlichen 10 oder 20 Baht abspeisen würden. Und während
er
dieses sagt, ziehen sich seine dichten Augenbrauen argwöhnisch nach oben und seine Wundwinkel fallen
besorgniserregend nach unten.
RUMMS! Das hat gesessen.
Ich hab noch ca. 10 Minuten Fahrt vor mir. Ich komme ins grübeln. Was soll ich machen? Soll ich mich am
Ziel
zu den großherzigen, liebevollen, verständnisvollen und kinderlieben Menschen einordnen lassen, auf
seine
Trinkgeldmasche reinfallen und ihm tatsächlich 30 bis 50 (!!!) Prozent Trinkgeld geben, oder mich zu den
geizigen und selbstsüchtigen reichen Farangs bekennen und weiterhin meine üblichen 10 bis 15 Prozent
Trinkgeld geben, was bei meinem Fahrpreis eben nur ca. 20 Baht ausmacht?
Hmmmmm ..........
Fazit: Er hat gewonnen! Sein ganzes Geschwafel von Familie, Kindern, Schulgeld, Essen etc. hat selbst
mich -
einen eigentlich abgewixten Thailandfahrer- weich werden lassen. Er kriegt also seine 50 Baht Schmalz!
Im
ersten Moment ärgere ich mich, dass ich mich so greenhornmäßg verhalten habe. Aber bereits eine Minute
später wird mir wieder mal bewusst, dass 50 Baht ja nur 1 Euro ist, und solch ein Betrag es eigentlich
nicht
wert ist, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, zumal der Fahrer sich dieses Geld redlich verdient und
schwer
erarbeitet hat. Fast eine Stunde (solange dauerte nämlich die Fahrt) hat er mich immerhin ununterbrochen
mit
seinem Familiengesülze weich gekocht.
Gehe ich nun davon aus, dass er am Tag 10 Fahrgäste hat und er nur bei der Hälfte den gleichen Erfolg
hat
wie bei mir, dann macht er (für thailändische Verhältnisse) ein schönes Sümmchen nebenher.
Es sei ihm gegönnt! Besser so, als betrogen zu werden.
Hier das ganze aus Sicht eines
Taxifahrers.
Typ 8, Der Abgew***te:
Ich zeige ihm einen Zettel mit der Adresse eines Restaurants in das ich gebracht werden möchte. Er
nickt.
Ich steige ein, er fährt los. Ich Dummkopf habe keine Ahnung wie weit das Restaurant weg ist. Und dann
fährt
er los und er fährt und fährt und fährt. Irgendwas kommt mir komisch vor. Er fährt nämlich gar nicht
weit,
sondern immer schön von einer Straße in die andere Straße. Dann wieder ein Stück auf der einen Straße
zurück
und auf einer anderen wieder vorwärts. Hmmmmmmmm ......... so blöd bin ich nun auch wieder nicht.
Schließlich habe ich so was wie einen guten Orientierungssinn. Und wenn mich dieser nicht täuscht, dann
fährt er mit mir im Kreis herum, aber immer schön auf einer anderen Straße.
Es kommt wie es kommen muss. Irgendwann hält er an, deutet mit dem Finger auf das Restaurant und es gilt
200
Baht zu bezahlen, was ich auch tue. Ich habe ein ungutes Gefühl und das zu Recht. Denn kaum stehe ich
wieder
auf der Straße, da sehe ich auch schon was los ist. Ich bin keine 200 Meter von meinem Ausgangspunkt
entfernt.
Typ 9, Nepper und Schlepper:
Diese trifft man vorwiegend in den Touristenzentren der Stadt (Sukhumvit-Road und Pat-Pong) oder an den
beiden Busbahnhöfen Ekkamai und Morchit und ganz sicher am Airport.
Taxis am Flughafen sind sowieso eine Sache für sich. Hier ist der Nepp fast schon vorprogrammiert.
Bei der Ankunft am Bangkoker Flughafen kann der unerfahrene Urlauber deshalb in die größte Falle tappen.
So
genannte Schlepper wittern ihr Geschäft mit den unwissenden Touristen, wovon täglich unzählige ins Land
reisen. Unzählige Schlepper inzwischen zunehmend auch Damen (die wirken meist vertrauensvoller) sprechen
die
Urlauber in der Ankunftshalle an und fragen nach dem Fahrziel oder dem Hotel zu dem man möchte. Die
meisten
der Schlepper/innen haben sogar eine Uniform an, um seriös zu wirken. Jedoch weit gefehlt!
Wer (wie ich) auf so einen Schlepper schon mal reingefallen ist, wird meist die Erfahrung gemacht haben,
dass man zu einem Privatfahrzeug gebracht wird, das einen dann zum doppelten bis 3-fachen des üblichen
Fahrpreises zum gewünschten Fahrziel bringt. Der Schlepper kassiert vom Fahrer dafür eine Provision die
mehrere Hundert Baht ausmachen kann.
Tipp: Wer die sicherste Variante bevorzugt, geht am besten in der Ankunftshalle zu dem Schalter eines
Limousinen-Service (z.B. Thai-Limousinen-Service). Dort kann man sich dann mit einem Minibus (ab 100
Baht
pro Person für eine Fahrt in die Stadt) oder Chauffeurwagen zu festgesetzten Preisen an sein Ziel fahren
lassen. Ist zwar meist teurer als ein Taxi aber deutlich billiger und sicherer als von einem Schlepper
abgezockt zu werden.
Der Thai-Limousinen-Service berechnet zurzeit (Stand August 2004) 600 Baht für eine Fahrt in die Stadt,
oder
1.500 Baht, wenn man in einem noblen, nagelneuen E-Klasse Mercedes chauffiert werden möchte. Und dieser
Preis lässt sich sogar noch um 10 Prozent reduzieren, wenn man die Damen am Counter nach der
Rabatt-Karte
fragt. Die gibt es natürlich nur auf Verlangen. Ist eine Visitenkarte, die auf Vorzeigen zu einem
10-prozentigen Nachlass berechtigt.
Wer aber die preisgünstigste Taxifahrt bevorzugt, begibt sich mit dem Fahrstuhl in die 3. Etage
(Abflugshalle). Am Ausgang kann man sich dann eines der Taxis greifen, welches gerade einen Fluggast
bringt.
Dort im Aussteigebereich dürfen die ankommenden Taxis weder parken noch auf neue Fahrgäste warten
sondern
nur aus- und einladen. Der Taxifahrer wird froh sein, dass er nicht leer in die Stadt zurückfahren muss.
Vor
dem Einsteigen nur schnell klären, dass man auf Einschalten des Taxameters besteht. (English: Please use
the
Meter / Thai: Bpörd Mieter krap)
Zu beachten: Der Fahrer wird im Regelfall immer fragen ob man auf normalen Straßen oder über die
Autobahn
fahren will. Wenn man in die Innenstadt (Sukhumvit) möchte, ist - um dem größten Stau zu entgehen- die
Fahrt
über die Autobahn empfehlenswert, jedoch ist in jedem Fall die Autobahngebühr (40 Baht) -und falls
gewünscht
weitere 30 Baht noch mal für den oberen Super-Highway- vom Fahrgast extra zu bezahlen! Am Sonntag kann
man
sich dieses jedoch sparen, da die Straßen meist nicht so überfüllt sind wie zu den Stoßzeiten innerhalb
der
Woche
Wie funktioniert das Taxi-System in Thailand?
Nur die wenigsten Fahrer haben das Kapital sich ein eigenes Taxi anzuschaffen. Bangkoks Taxifahrer
arbeiten
aber trotzdem meist selbstständig, d.h. sie haben keinen Monatslohn und keine Provision. Für die Autos
bezahlen sie beim Unternehmer (Eigentümer) eine Miete (für 12 Std.) die zwischen 400 und 600 Baht liegen
(je
nach Alter, Modell und Zustand des Fahrzeugs). Alles was der Fahrer in dieser Zeit einnimmt, ist -
abzüglich
der Kosten- sein Verdienst. Der Treibstoff geht zu Lasten des Fahrers, deshalb fahren die meisten Taxis
auch
mit Gas, da dies erheblich billiger als Benzin ist.
Da im 2-Schicht-System gearbeitet wird, hat der Fahrer das Fahrzeug nach 12 Stunden an den nächsten
Fahrer
abzugeben. Für jede Stunde die er das Fahrzeug zu spät übergibt muss er seinem Kollegen 100 Baht
Entschädigung bezahlen. Deshalb kommt es ab und zu vor, dass ein Fahrer eine Tour ablehnt, weil er ggf.
nicht rechtzeitig zum übergabetermin erscheinen kann.
Das Taxameter ist ein Anhaltspunkt um den gesetzlich empfohlenen Fahrpreis zu ermitteln. Ob der Fahrer
die
Uhr einschaltet oder nicht bleibt ihm selbst überlassen, deshalb sind längere Fahrten (wie z.B. von
Bangkok
nach Pattaya) auch verhandelbar. Bei Stadtfahrten sollte man auf das Einschalten der Uhr bestehen. Tut
er
das nicht, ist diskutieren zwecklos und man wechselt besser das Fahrzeug.
Der Benzinpreis hat sich im letzten halben Jahr (von April bis September 2004) um fast 30 % (ausgenommen
Diesel) erhöht. Das veranlasst natürlich viele Taxifahrer einen höheren Preis zu verlangen, als es das
Taxameter anzeigt.
Bangkoks Taxen sind zwar Haftpflicht- aber nicht Kaskoversichert. Sämtliche verschuldete Schäden am
Fahrzeug
hat der Fahrer selbst zu bezahlen. Mitunter muss er dem Fahrzeugbesitzer eine Kaution von mehreren
tausend
Baht hinterlegen.
Um in Thailand Taxifahrer zu sein braucht man weder eine spezielle Ausbildung noch muss man eine Prüfung
ablegen. Manche Droschkenkutscher fahren deshalb nicht immer den kürzesten Weg, sondern den Weg den sie
am
besten kennen.
An vielen öffentlichen Plätzen, Flughäfen, Bahnhöfen etc., wird dem Taxifahrer eine Standgebühr
berechnet
während er auf einen Fahrgast wartet, deshalb sind Trinkgelder - wie eigentlich überall- besonders
willkommen. Aber auch hier gilt: Nicht übertreiben! 10 bis 15 Prozent des Fahrpreises sind vollkommen
ausreichend. Am Don-Muang Flughafen in Bangkok, muss man zuzüglich zum Fahrpreis weitere 50 Baht
bezahlen.
Das ist die Gebühr, die dem Taxifahrer fürs Warten auf einen Fahrgast von der dortigen Taxi-Mafia
abgenommen
wird.
Apropo Taxi-Mafia: Die größten Hundesöhne lauern in Pattaya. Dort auf der Second-Road (gegenüber vom
VC-Hotel) in Süd-Pattaya stehen die Bangkok-Taxen, die einen Fahrgast nach Pattaya gebracht haben und
nun
demnächst wieder nach Bangkok zurück wollen. Da es ihnen von der pattayanischen Taxi-Mafia nun
STRENGSTENS
verboten ist sich selbst auf die Suche nach einem Fahrgast nach Bangkok zu machen, müssen sie hierher
kommen
und sich dort den Fahrgastvermittlern (wie sich die Mafiosi nennen) zur Verfügung stellen. Wer nun ein
Taxi
nach BKK braucht kommt unweigerlich hierher, wird von den "Anreißern" angesprochen und der
Fahrpreis nach Bangkok VERHANDELT! Im Regelfall werden so um die 1.000 Baht aufgerufen. Hört sich
erstmal
gar nicht so viel an. Das eigentliche Verbrecherische an dieser Sache ist, dass der Fahrer bei dieser
Verhandlung kein Wörtchen mitzureden hat. Er bekommt von den Mafiosi nämlich nur 300 Baht (incl. seiner
Benzinkosten) für die Rückfahrt bezahlt. Und alles was drüber ist, stecken sich die Schlawiner nur fürs
VERMITTELN selber ein, mitunter also bis zu 700 Baht. Der Taxifahrer hat keine Wahl. Entweder akzeptiert
er
die 300 Baht, oder er lässt es und fährt leer nach BKK zurück. Sollte er auf die Idee kommen sich selbst
auf
Fahrgastsuche zu machen, wird er mächtig ärger von den Mafiosi bekommen, sollten diese das mitbekommen,
wovon fest auszugehen ist. Nach Pattaya einfahrende Bangkok-Taxen fallen nämlich sehr auf. Da haben die
Taxi-Mafiosi sofort ein Auge drauf, noch bevor sich die Fahrer wieder auf den Rückweg machen.
übrigens: Wenn man gut verhandelt gibt es die Fahrt zurück nach Bangkok bei den Mafiosi für nur 600
Baht.
Egal wohin. Billiger geht’s nicht.
Wenn es mal ärger mit dem Taxifahrer gibt:
Man sollte sich nicht so einfach abzocken lassen. Hat man den Eindruck dass man regelrecht geprellt
wird,
kann man -vorausgesetzt man kennt den regulären Fahrpreis- dem Taxifahrer den normalerweise üblichen
Fahrpreis anbieten und mit der Polizei drohen und sich die Lizenznummer des Taxis aufzuschreiben. Sollte
er
sich darauf nicht einlassen, darf man auf keinen Fall auf einen handfesten Streit herauf beschwören. Die
Touristenpolizei wird einem -vorausgesetzt dass man im Recht ist- im Regelfall beistehen.
Keine Chance hat man, wenn man sich nach Absprache auf einen deutlich überhöhten Fahrpreis eingelassen
hat
und dies erst später mitbekommt. Da hilft dann auch keine Polizei. Vereinbart ist eben vereinbart und
Geschäft ist Geschäft. Wer sich nicht auskennt ist eben selber Schuld oder sollte sich vorher über
übliche
Preise erkundigen bzw. sich anhand eines Stadtplans grob über die Fahrstrecke informieren und diesen bei
sich führen. So kann man wenigstens ausschließen, dass man ungewollt kreuz und quer durch die Stadt
gefahren
wird, wie es mir selbst beim Typ Nummer 8 passiert ist.
Wie ist es mit Tuk-Tuk's?:
Die Anzahl der Tuk Tuk's hat sich in den letzten Jahren drastisch reduziert. Waren sie früher in der
kompletten Stadt vertreten, findet man sie inzwischen fast nur noch im Citybereich, bzw. in den
Tourtisten-Ecken (untere Sukhumvit, Patpong, etc). Die Gasbomben - wie sie auch oft bezeichnet werden-
sind
wegen ihrer Gefährlichkeit fast komplett aus dem Verkehr verbannt worden. Einige wenige sind noch übrig,
wahrscheinlich mehr als Touristen-Attraktion. Wer es vorzieht sich anstatt der Klimaanlage im Taxi
lieber
die heiße, stickige, abgashaltige Stadtluft auf dem Rücksitz eines Tuk-Tuk's um die Nase wehen zu
lassen,
kann sich gern mit solch einem Vehikel chauffieren lassen, solange es die Dinger überhaupt noch gibt.
Nun,
einen Vorteil haben die Tuk-Tuk's wenigstens. Hat man mal einen Fahrpreis verhandelt, kann man
wenigstens
davon ausgehen, auf dem schnellsten Weg sein Ziel zu erreichen, denn Umwege bringen dem Fahrer keinen
Baht
mehr ein. Im Gegenteil. Die mitunter selbstmörderisch fahrenden Tuk-Tuk-Kutscher kennen selbst kleinste
Wege
und Gassen zum abkürzen der Strecke und zum Umgehen von Staus. Meine Erfahrung ist, dass der Fahrpreis
nicht
billiger ist als in einem bequemen und klimatisierten Taxi zu fahren, dafür man aber deutlich schneller
am
Ziel ist, da nur links, rechts, links, rechts gefahren wird. Immer nach den Motto: Augen zu und durch!
Ist
nichts für Leute mit schwachen Nerven.
Moped-Taxis:
Auch die sind nichts für Leute mit schwachen Nerven und schon gar nichts für Leute in der höheren
Gewichtsklasse. Die mickrigen Moped-Boys fahren auch wie totale Chaoten, kennen weder Vorfahrtregeln
noch
Einbahnstraßen, drängeln sich an Ampelkreuzungen immer in die 1. Reihe vor, um dann beim Umspringen auf
Grün
wie die Irren Gas geben zu können. Bringt man selbst nicht mehr als 60 bis 70 Kilo auf die Waage, kann
es ja
durchaus sein, dass der Boy noch so einigermaßen in der Lage ist das Moped inklusiv beider Personen mehr
schlecht als recht durch den dichten Verkehr zu schlängeln. Jedes weitere Kilo des Sozius sorgt dann
aber
für echte Probleme bei der langsamen Schlängelfahrt inmitten des Verkehrschaos. Mir (einem echten
Schwergewicht) ist einmal fast die Hutschnur geplatzt und ich habe den Motorradfahrer seinen Platzes
verwiesen, also mit ihm den Platz getauscht, da ich nicht weiter gewillt war, seine unsichere und
selbstmörderische Fahrweise in Kauf zu nehmen. Den Schutzhelm hatte übrigens er auf dem Kopf und nicht
ich.
Warum auch? - ich bin ja NUR Fahrgast!
Zum Fahrpreis: Muss ausgehandelt werden. Ist nicht unbedingt billiger als Taxi oder Tuk-Tuk, dafür ist
man
(wenn man überhaupt lebendig ankommt) aber deutlich schneller am Ziel. Kann in der Rush-Hour so manche
Stunde einsparen.
Zurück zu den Taxi-Fahrern:
Man muss natürlich auch Verständnis aufbringen. Anders als in Deutschland ist die Zulassung von Taxis
noch
nicht gesetzlich geregelt und es herrscht ein gnadenloser Konkurrenzkampf. Es gibt in Bangkok deutlich
zu
viele Taxis und die Fahrer haben es nicht leicht ihr Brot zu verdienen. Manchmal kann ich es darum schon
nachvollziehen, dass der eine oder andere Fahrer seine Chance auf ein kleines Extra-Einkommen sieht,
wenn
ein ortsunkundiger Farang seinen Wagen besteigt.
Auch den Taxifahrern ist bekannt, dass viele Touristen, die Thailand besuchen, Abend für Abend mehrere
Tausend Baht in den dortigen Bars und Massagehäusern für Schnaps und Liebesdienerinnen ausgeben, ohne
auch
nur mit der Wimper zu zucken.
Andererseits, was täten wir Touristen in der Millionen-Metropole ohne Taxis? Wer wäre denn schon in der Lage, sich in dem undurchsichtigen System der Busverbindungen zurechtzufinden? Eine sehr gute Alternative (der Skytrain und die U-Bahn) existieren zwar schon, sind aber noch nicht flächendeckend und zufrieden stellend ausgebaut. Solange werden wir eben noch auf Taxis angewiesen sein.
Thailand ist bekannt als das "Land of Smile" (Land des Lächelns)! Genau deshalb sollte man, auch wenn man fürs Taxi vielleicht manchmal ein paar Baht mehr bezahlt, ganz entspannt und immer schön freundlich bleiben, alles nicht so ernst nehmen, und nicht gerade dem kleinen Taxifahrer jeden Baht missgönnen.
Also, lächeln Leute........lächelnnnnnnnnnn!
Dieser Beitrag erschien im Original bei www.Thaifrau.org