Ein
Tourist kommt nach Thailand, wird zum "Farang" und verliebt sich in ein
hübsches Mädchen aus dem Isaan. Also wiederholt er seine Reisen, die Aufenthaltsdauer wird länger, die
Liebe
wächst und die Dame seines Herzens wird ihm immer unentbehrlicher.
Spätestens, wenn allmählich die Rente in erreichbare Nähe rückt, hat sich die Beziehung derart
gefestigt,
dass ein erster Besuch in der Heimat des Fremden folgt.
Es wird also zunächst an ihr sein, auf Raten geschockt zu werden. Der heitere Farang, der immer zu
Späßen
aufgelegt war, laufend Unternehmungen im Ferienland organisierte, dessen ganzes Sinnen und Trachten sich
auf
"Sanuk", Freude, Wohlergehen, gutes Essen und Trinken sowie auf Genüsse aller Art konzentriert
hatte, wird zum ernsthaften Arbeitstier, hat keine Zeit für Freizeit - Umtriebe, steht frühmorgens
mürrisch
auf, kommt spätabends noch mürrischer heim und glaubt ernsthaft, gewissenhafte Hausarbeit, durch seine
Geliebte zu absolvieren, sei ein vollwertiger Ersatz für Freizeitspaß.
Sie ist geschockt, verliert aber ihr Ziel nicht aus den Augen. "Da muss ich durch", wird sie denken und irgendwann sind wir wieder in meinem geliebten Thailand, wo es warm ist, die Sonne scheint, wo man vor dem Haus sitzt und das Innere der Wohnung nur zum Schlafen dient, wo ich keine Häkeldeckchen in einem Wohnzimmer Geraderücken muss, sondern meine Zeit damit verbringe, entweder zu essen oder darüber nachzudenken, was ich als nächstes essen möchte.
Nach Erreichen der Rente wird ernsthaft die Gründung eines Hausstandes in Thailand ins Auge gefasst.
Kein
Hotelaufenthalt mehr. Er denkt an geruhsame Zweisamkeit im trauten Heim, sie träumt von der
Zusammenführung
ihrer Großfamilie. Es wird ein Haus gekauft, etwas größer als ihm ursprünglich vorschwebte.
Sein ratenweiser Kulturschock läuft an.
Die große überraschung der Familienzusammenführung, die mit gelegentlichen Kurzbesuchen beginnt, sich
allmählich ausdehnt und dann zum Daueraufenthalt der Eltern, Großeltern, Neffen, Nichten, Kindern und
Kindeskindern wird, ist bereits hinlänglich bekannt und muss nicht mehr ausführlich geschildert werden.
Der
große Schock ist programmiert und muss verkraftet werden.
Aber auch die tausend Kleinigkeiten, an welchen sich die Geister scheiden, dürfen nicht vernachlässigt werden. Es gilt sie aufzuspüren, zu beleuchten und die nachfolgenden zahlreichen Mini-Schocks, durch diese Vorankündigungen eines wohlmeinenden Ratgebers, zu entschärfen.
So ist es oft das Bestreben des Farang, seiner Liebsten die Hausarbeit schmackhaft zu machen und zu erleichtern, indem er ihr allerlei Gegenstände herbeischleppt. Hier entstehen Missliebigkeiten. Wir geben nachstehend kleine Hilfen zum gegenseitigen besseren Verständnis und der Vermeidung überflüssiger Kosten für Geräte, die in Thailand wenig Sinn haben. Wir nennen:
- Staubsauger : Die Augenhöhe der Haushilfe liegt bei 150 cm. Die des Farang bei etwa 170 cm. Aus dieser Giraffenhöhe erkennt der Farang Staubschichten, die für das Auge der Hilfe überhaupt nicht existent sind. Warum nicht existierender Staub abgesaugt werden soll, ist unerfindlich. Tiefer liegender Staub kann wedelnd verteilt und so unsichtbar gemacht werden. Ein befreiendes "Hatschi- Hatschiii", quittiert vom Gelächter der Mitwischer, ist weitaus fröhlicher und befreiender als der brummende, summende Kasten, der mit seinem Lärm den Informationsaustausch der Abstaubenden verhindert. Also liegt der Staubsauger auf dem Schrank, langweilt sich und rostet vor sich hin. Er landet bald auf dem Müll, wo er als sinnlose, lärmende, innerlich verschmutzte Maschine, die auch noch Wartung verlangt, nach einheimischer Meinung hingehört.
- Gurkenhobel : Ebenfalls absolut zwecklose Erfindung. Malagoh (Papaya) wird nur saftig, wenn sie mit dem Hackmesser geklopft, geritzt und danach in Streifen geschnitten wird. Bei Verwendung eines Gurkenhobels oder gar einer Küchen- maschine würde sich der Saft verflüchtigen. Niemand weiß wohin.
- Fleischwolf : Siehe Gurkenhobel. Völlig unsinnige Maschine. Hackfleisch muss hergestellt werden, indem man das Fleisch auf ein Brettchen legt und zerhackt. Die beste Zeit dafür ist morgens bei Sonnenaufgang, wenn der Ehemann noch ruht. Bester Ort: Unter dem Schlafzimmerfenster. Da hört er am deutlichsten, wie fleißig seine Liebste ist.
- Waschmaschine : Wird gelegentlich eingesetzt, damit der Farang zufrieden ist. Schöner ist das gemeinsame Waschen von Hand, verbunden mit einem Schwätzchen. Welche Informationen über die Nachbarn soll man von einer Maschine erhalten?
- Küchen - Mixgeräte , Entsafter usw. zeigen, malerisch aufgestellt, dem Besucher eine gewisse Wohlhabenheit an. Ansonsten sind sie nutzlos. Eine Maschine, die abgespült werden muss, ist eine Last. Erquicklicher ist dagegen das Pressen der Früchte von Hand. Nebenbei wesentlich saftergiebiger und Hände muss man ohnehin waschen.
- Knoblauchpresse : überflüssige, schmutzende Geschmacksvernichterin. Soll Knoblauch das volle Aroma entwickeln, muss er unbedingt (möglichst mit Schale) durch wuchtige, laut hallende Schläge mit flachem Küchengerät zerquetscht werden. Es gilt, Ohren, Nase und Zunge gleichermaßen auf das kommende Speise - Erlebnis vorzubereiten.
Zusammenfassend: Die Aufgabe des Farang ist es, "flüssig" zu sein. Im Haushalt dagegen ist er mit seinen Einmischungen völlig überflüssig. Er möge sich um die Beschaffung des Geldes kümmern und die Verwendung der Haushaltsmittel seiner Liebsten überlassen. Manches Goldkettchen kann erspart werden, wenn der Kauf lästiger und sinnloser Geräte vermieden wird. Der kluge Leser befolgt diesen Rat und vermeidet damit den täglichen Mini - Kulturschock.
Andererseits kann man einem Farang nicht total verbieten, über irgendwas nachzudenken. Verbietet man ihm schon, sich im Inneren des Hauses durch eingreifendes Beraten nützlich zu machen, so sollte man ihm nicht auch noch den Außenbereich streitig machen. Also gestatten wir ihm beispielsweise, sein Augenmerk auf die Schuhe zu richten, die nicht im Haus sondern davor abzustreifen sind. Das ist eine lobenswerte Sitte, uneingeschränkt auch dem Farang zur Beachtung empfohlen. Rätselhaft wird dem Farang allerdings erscheinen, warum die Fußbekleidungen nicht beisammen sind, wo doch die Füße, beim Entkleiden, dicht nebeneinander stehen. Er wird rätseln, warum anschließend der eine Schuh zwar auf der Sohle steht, der andere jedoch in einer Entfernung von 80 cm auf der Seite liegt und in die Richtung zeigt, aus welcher die Trägerin ankam. Gewiss wird der Farang auch hier überlegen, wie man eine höhere Ordnungs-Erfolgsquote und optische Vollkommenheit erzielen könnte, wie es nun einmal Farang - Art ist. Dann wird ihm, beim Anblick der jetzt modernen Elefantenschuhe, die Erleuchtung kommen, den üppigen Sohlenbereich nicht mit Leucht - sondern ersatzweise mit Magnetenstreifen zu versehen. Damit wäre eine automatische Zusammenführung des Schuhwerks in preußische Hab - acht - Stellung garantiert und das schönheits- und ordnungsdürstende Farang - Auge würde nicht mehr geschockt und beleidigt durch herumgeworfenes Schuhwerk. Außerdem wäre der Farang beschäftigt und würde sich nicht mehr um Bereiche kümmern, die ihn nichts angehen.
Jedes Problem findet seine Lösung, mit gutem Willen und etwas Nachdenken, meint
Khun Krut
Dieser Beitrag erschien im Original bei www.Thaifrau.org